100 Kilometer Mammutmarsch
Der „Endgegner“
Sehr erfreut, mein längerer Wunsch, ich habe es geschafft.
Der Mammutmarsch NRW fand am 20.Juli 2024 statt und war ein beeindruckendes Event, an dem die Teilnehmer 100 Kilometer in 24 Stunden zu Fuß zurücklegen mussten. Start und Zielort war der Grugapark Essen (Tummelwiese). Eine körperliche und auch mentale Herausforderung, die an die eigenen Grenzen ging. Die neue Strecke wird auch liebevoll “Endgegner” genannt mit anspruchsvollen An- und Abstiegen auch in den Nachtstunden.
Dieser Marsch ist wie unser Leben, es geht aufwärts und es geht abwärts mit teilweise harten Aufstiegen und noch härteren Abstiegen.
Ich entschied mich kurzfristig im Juni, mit einer gewissen Vorfreude, die 100 km anzugehen.
Der wichtigste Gedanke war gesund und ohne Probleme durchzukommen, wenn es sein müsste aber auch den Mut zu haben abzubrechen. Immerhin waren es 2.200 Höhenmeter, die zu bewältigen waren.
Als Vorbereitung für den 100er Mammutmarsch betrugen meine wöchentlichen Trainingseinheiten zwischen 20 und 30 Kilometern. Lauferfahrung hatte ich bereits mit den Mammutmärschen von 30km und 55 km.
Startgruppe 3 startete mit 200 Mammuts um 13.40 Uhr bei 30 bis 34 Grad Celsius mit starker Wärmebelastung und einem Gewitterrisiko.
Die Route führt uns schnell aus der Stadt Essen hinaus ins Grüne und hinein ins Bergische Land. An der Ruhr entlang konnten wir die Weite der Felder, die Ruhe in den Wäldern und die Essener Skyline von oben genießen.
Die ersten Anstiege warteten nicht lange, der Endgegner-Charme blieb bestehen.
Es ging rauf und runter bei brütender Mittagshitze und stickiger Luft. Das fehlende Wasser brachten mich an meine Grenzen. Der Schlauch der Trinkblase funktionierte nicht. Bei Kilometer 10, der ersten Verpflegungsstelle, lagen schon viele Teilnehmende auf der Rasenfläche mit Blasen an den Füßen, von der Hitze gekennzeichnet. Die ersten geben bereits auf und brachen ab. Bei Kilometer dreizehn war der Wunsch durchzuhalten eine Seifenblase, die gerade zu platzen drohte.
Nach dem Anstieg zur Burg Isenberg, Verpflegungspunkt 2, war der Durst riesig. Die Schlange an der Station war so lang, dass es eine Wartezeit von ca. 1,5 Stunden brauchte, um Wasser zu bekommen. Da sich aber der Schlauch der Trinkblase irgendwie blöd verdreht hatte, lief ich die ersten 18 Kilometer, bis auf die kleine Wasserflasche, fast trocken. Nach zwei Stunden Aufenthalt ging es dann endlich weiter. Durch die Zwangspause ging der Abschnitt locker von der Hand.
Ab Kilometer 33 wurde es dunkel und ein Gewitter zog auf. Ein Unterstand im Wald war überfüllt mit Mammuts. Es sollte laut Wetterbericht ca. 1 ½ Stunden lang regnen. Sitzen war nicht möglich und richtig unterstellen konnte man sich auch nicht. Daher entschied ich mich, wie viele andere Mammuts, einen meiner Regenponchos zu nehmen und durch das Gewitter im Wald zu laufen. Mit dem nun rutschigen Schlamm waren die Auf- und abstiege im Wald noch anstrengender.
Mitten in der Nacht verpasste ich aufgrund schlechter Beschilderung und Ansage den Verpflegungspunkt 3. Meine nächste Verpflegung erfolgte dann erst bei Kilometer 61,5.
Über dem Feld ging die Sonne auf, wie schön kann ein Morgen beginnen. Die nächsten 10 km liefen wie im Flug. Es wurde nicht mehr viel gesprochen, nur gelaufen.
Es folgte eine Straße mit Anstieg, die gefühlt niemals endete wollte, um wieder auf einen Waldweg voller Matsch zu kommen. Das warf uns zurück und raubte die letzten Kräfte. Die aufgehende Sonne entschädigte für die Strapazen der Nacht und bot uns nochmals die schönsten Ausblicke.
Bei Kilometer 70 traf ich auf Hilde, die mit einigen Mammuts auf den schlammigen und rutschigen Waldwegen unterwegs war. Da wir alle Schwierigkeiten beim Auf- und Abstieg hatten, blieben wir zusammen, um uns gegenseitig aus dem Schlamm zu ziehen, der uns teilweise bis an die Fesseln reichte.
Dann kam das 80 Kilometer Schild: „irgendwann tut es nicht mehr weh...“ wo du dir denkst, ob der Verfasser den Lauf hier schon mal gemacht hat?! Egal, in 8 Kilometern kommt die nächste Verpflegungsstation.
Bei KM 88 sagte man mir: „nur noch 12 km, dann hab ihr es geschafft.“ Ich war wieder in Kämpfermodus. Was sind 12 km, du hast schon 88 km hinter dir. Aufgeben ist jetzt absolut keine Option mehr. Wenn wir den Pastoratsberg am Horiziont erblicken, ist es fast geschafft.
90 km… es wird doch hart, hier hilft jetzt nur noch der Tunnelblick und einen Fuß vor den anderen setzen. Die letzten An- und Abstiege des Pastoratsberg, gefühlt eine Ewigkeit (mehr als 3 Std.) bewältigen. Dann rein in den Grugapark.
Und dann war es da…., das Ziel so nah, die Volunteers mit Pfeifen, Rasseln, und goldenen Pompons, um 15.45 Uhr nach reiner Laufzeit von 21 Stunden und 5 Minuten, überquerte ich mit Hilde die Ziellinie. Was für ein überwältigendes Gefühl von Stolz und Erleichterung.
Nach dieser Hitze am Samstag, dem wenigen Wasser und dem heftigen Gewitter in der Nacht. Die über 2200 Höhenmetern, der Kontakt mit dem Bärenklau, der bei der starken Hitze seine Flüssigkeit abwarf, die zur Übelkeit führte.
WIR HABEN ES GESCHAFFT:
ICH HABE DEN ENDGNER NRW 2024 BESIEGT!!!
Verfasser: Monika Weißenfels